Es ist niemand zu Hause. Die Mutter ist seit 20 Minuten auf der Arbeit, sie ist ganz allein. Das Mädchen versichert sich nochmals ob sie wirklich alleine ist, tapst zum Bücherregal im Wohnzimmer und holt ein Buch aus den Tiefen des Schranks. Sie öffnet das Buch.
Es sind in circa 80 Seiten ein Rechteck rein geschnitten, so dass sie problemlos dort etwas hineinlegen könnte. Sie nimmt etwas raus, klappt das Buch zu und legt es auf einen Tisch. Dann geht sie in ihr Zimmer, sankt sich ab, lehnt sich an die Bettkante und spielt mit etwas kleinem, silbernen, flachen in ihren Händen. Sie weint, ganz allein in ihrem Zimmer, es ist ein weiterer Hilfeschrei den keiner hört.
So jung, so verzweifelt, süße 15 Jahre alt. Sieht nur die Verzweiflung an der Wand, diese Wände können schreien. Sie will nur raus aus diesem Gedränge und ihr bester Freund liegt nur einen Griff weiter. Sie hält es in der Hand und führt es an ihren Bauch und es ist still, das einzige was man hört ist wie sie leise weint. Sie blickt zur Tür, dann zum Fenster und zurück auf ihren Bauch.  Sie macht das nicht zum ersten Mal, ihr Körper zeugt von vielen Narben. 
 Atme ein, Atme aus - Schnitt.
Sie zieht nicht durch, die Klinge ist noch in ihr. 
Langsam fängt sie an, setzt nach fünf Zentimetern ab - die roten Tränen wandern. 
Sie genießt. Sie macht einen weiteren Schnitt. Dann noch einen, noch einen und noch einen, die immer tiefer und länger werden. Die Klinge entfernt sich, sie blickt auf. Ein Papiertaschentuch überdeckt die Wunde, damit die Blutung stoppt. Top wird herunter gezogen, sie ist befreit

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