Der Regen prasst auf den harten Asphalt. So hart, dass man sein eigenes Wort nicht mehr hört. Ich schaue nach oben, in den grauen Himmel und setzte mich auf den Asphalt ohne meinen Blick von dem Himmel zu wenden. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, dabei durchströmen meine Gedanken tausend andere Einflüsse als der Gedanke, was ich hier mache und machen werde.
Die Landschaft ist melancholisch, einsam und trüb, so als würde sie etwas bedrücken. Nach weiterem umsehen bemerke ich, dass die Bäume alle nach rechts geneigt sind und sie daher so entmutigt wirken. Nun verstehe ich die Worte "Die Natur ist dein Seelenspiegel, finde nur deine Natur im Meer". Der Regen wird schwächer.
Es war der richtige Zeitpunkt, dachte ich. Ich nehme aus meiner Jackentasche einen Umschlag hervor, der bereits geöffnet ist, ziehe den Brief heraus, lege ihn auf meine Knie und streiche ihn glatt. Ich habe diesen Brief schon etliche Male gelesen, ihn einfach nur angestarrt und über ihn geweint. Ich kannte den Text schon, aber las ihn immer wieder, doch jetzt starre ich ihn nur an. Probleme, Schlussstrich, Schock, Schmerz, Engel, Leben - die Worte stechen mir förmlich ins Auge. Ich konnte die Augen nicht davon lassen und las ihn wieder und wieder und wieder. Ich kämpfte den kompletten Text gegen einen Nervenzusammenbruch, doch bei den Worten "[...] Mich kann nichts von dir trennen, selbst der Tod nicht... Ich liebe dich über alles und wie es sonst nie wieder jemand kann. Du bist weiterhin mein Mädchen", war ich nicht mehr zurechnungsfähig, denn mein Leben hatte kein Leben mehr, mein Leben hatte sich ein Ende gesetzt. Der Regen beginnt wieder und bildet einen Einklang mit meinem Zustand.
Ich packe den Brief wieder in den Umschlag und steckte ihn ein, damit er nicht nass wird. Ich sehe mich noch einmal um, sehe niemanden und stehe auf. Langsam fange ich an zu laufen, immer schneller, doch hab kein striktes Ziel vor Augen. Ich bleibe plötzlich auf einem Landweg stehen. Ich schreie so laut wie ich kann und renne, als ging es um mein Leben. Einfach nicht umsehen, nur so schnell rennen wie man kann, vielleicht um sich auszupowern, vielleicht um zu entfliehen. Der Schmerz wird ewig bleiben, auch wenn ich ihn versucht habe zu verdrängen.
Ich wünschte, ich könnte dir nochmal sagen, was du für mich warst. Einfach, dass du mein Leben warst und das Ende in greifbarer Nähe ist, da du gingst. Immer noch deine Liebe im Herzen, nur das Dumme ist, das ist einer der wenigen Dinge, die ich noch von dir habe. Es ist schwer, einen glücklichen Menschen zu mimen, obwohl man diesem Menschen ein Ende gesetzt hat, eine Lebensfrist. Ich weiß noch wie es war, als du mir deinen Abgang erklärt hattest, Tränen in den Augen hattest, meinen Kopf in die Hände nahmst, mir einen Kuss auf die Stirn gabst und mir in einem ernsten Ton sagtest, dass du mich liebst.
Jede Sekunde wünsche ich mir nur, dass es dir gut geht und du nun endlich glücklich bist.
23.10.1994-18.06.2012 †
Mein Gegenstück, mein Glück, meine freundschaftliche große Liebe! Du warst alles für mich und wirst es ewig bleiben.
Marco, ich liebe dich über alles.
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