Abends, circa 23:00 Uhr sitzt sie, mit einem Top und Boxershort, alleine auf ihrem Bett. Das Mädchen unterdrückt ihren Schmerz, ihre Gedanken und ihr Willen verstärkt sich. Sie würde es nie als Sucht bezeichnen, sondern eher als Ausgleich zu einem stressigen Leben. Wenn sie es sich recht überlegt, könnte sie jeder Zeit damit aufhören, doch das wöllte sie nicht. Sie mag es. Nein, sie liebt es.
Ihre Arme sind leer. Alte leichte Narben sind verblasst und nicht auf den ersten Blick sichtbar, daher vermutet niemand, dass so etwas unter ihrer Kleidung sich versteckt. Außerdem ist das ein Ort, an dem es jeder sieht und man volle Aufmerksamkeit dafür kriegt und das wollte sie nicht. Sie wollte schlichtweg, dass niemand bis kaum einer davon weiß.
Das Mädchen suchte sich vor einer Zeit, als sie wieder anfing, einen neuen Platz - ihren Oberschenkel. Schnitte zählen? Nein, das ginge gar nicht. Sie überritzt ihre Narben immer und immer wieder, damit der Platz gering bleibt und es somit niemand bemerkt. Egal bei welcher Bewegung, sie spürt es. Besonders die tieferen Narben, die Oberflächlichen nimmt sie nicht wirklich wahr. Eine Frage steht noch offen, wieso? Sie macht es, um seelischen Schmerz zu ertränken, denn sie konzentriert sich auf den Schmerz und auf keine seelischen Lasten, auch wenn nur für einen Moment. Zudem ist sie unzufrieden. Fett, hässlich und innerlich auch nicht sonderlich attraktiv, ungeliebt. - das war eine ernst zunehmende Wahrheit. Die, die ihr wahres Ich kennen, würden sie als seelisch unbelastbar oder krank nennen, wobei sie wusste, dass die recht hatten. Sie wussten, dass sie der Tod ihr Nachbar war. Ein Sprung, ein Schnitt, ein Schuss, ein paar Tabletten zu viel, ein Zug zu schnell, eine Sekunde zu gefährlich. Ihr Wunsch schwankte zwischen Zug setzen und Schach Matt sein. Sie ist dem Tod in greifbarer Nähe.
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