Für jeden Menschen gibt es zeitgleich einen Menschen, der dessen größte Schwäche ist. Ich bin überzeugt, dass jede Person beim Lesen dieser Zeilen an ihr Kryptonit, an ihre Nemesis, denkt. Wenn ich eine Person, egal wie weh sie mir tut oder egal wie hoffnungslos unmöglich eine gemeinsame Zukunft ist, nicht mehr aus meinem Leben verbannen kann, weiß ich das es um mich geschehen ist.
Es ist nicht so, als wären mir die Superman-Comics oder Filme in irgendeiner Form sympathisch, aber wo sie sonst so platt und schwach sind, treffen sie mit seiner größten Schwäche doch meinen Nerv. Es ist ein simples, nahezu unzerstörbares Naturprodukt, dass ihn schwächen, verletzten und sogar töten kann.
Und genau so verhält es sich für einen liebenden Menschen. Wird seine Liebe erwidert, entwickelt er eine Resistenz, er wird glücklich. Wird seine Liebe nicht erwidert oder überstrapaziert, entfaltet sich die Wirkung seines Kryptonits. Die Sorgen, die Zurückweisung, die Sehnsucht strahlt davon ab und frisst solange an der Seele, bis nichts mehr, aber auch gar nichts mehr vom persönlichen Superman übrig ist. Es gibt keinen Ausweg, keine Hintertür, keine Möglichkeit sein persönliches Kryptonit zu berühren, geschweige denn zu zerstören. Einmal festgesetzt, einmal festgeliebt, kann nur eine für ein junges Leben gewaltige Masse an Zeit es wieder loswerden, bevor man an ein neues gerät.
Eine geliebte Person als sein Kryptonit zu betrachten ist nicht als Verzweiflung, nicht als Abrechnung mit irgendeiner Liebe oder der Liebe zu verstehen, denn es ist auch was den Reiz ausmacht. Eine Person die dich nicht verletzen, nicht zerstören, nicht in das tiefste Loch stürzen kann ist auch nicht in der Lage dich tanzen zu lassen, dich aufleben zu lassen, dich in den Himmel zu heben. Und daher ist es in erster Linie ein Geschenk, eine Person kennenzulernen die einem das Kryptonit, die silberne Kugel, das Anthrax, sein kann. Erst wenn die letzte Hoffnung, der letzte Glaube an eine solche Person erloschen ist, wird es aufhören wehzutun. Doch da man auch das nicht will, hält man fest, klammert sich an jede Aussage, jeden kleinen Wink, der doch noch eine gemeinsame Zukunft suggerieren könnte. An jeden kleinen Halm den man von dieser einen verdammten Person zu fassen kriegt.
Und so sind wir alle Opfer der Strahlung unseres eigenen, persönlich gefärbten Kryptonits. Und wir hoffen, dass es uns erleuchtet anstatt uns zu verzehren.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen